Seit Jahren schon Tradition geworden, waren unsere Gründerväter im Januar 2003 wieder einmal im Skigebiet Steinpatte in Tirol zum Skifahren.
Als das schlechte Wetter es nicht mehr zuließ weiter zu fahren, saß man auf der Skihütte fest und diskutierte über das Vereinsleben im Ort. Der lockere und anfangs nicht ganz ernst gemeinte Wunsch entstand, einen neuen Verein zu gründen. Einen, den es in Kieselbronn nicht gibt und auch noch nie gab.
Die Auslotung gemeinsamer Interessen und Leidenschaften der Anwesenden ergab die beiden Stichpunkte: Musik und Fasching
Fakt war auch, dass im Ort noch kein faschingstreibender Verein existierte.
Damit lag das Endergebnis praktisch schon auf der Hand. Auch der Name wurde am selben Wochenende noch in Anlehnung an den „Unnamen der Kieselbronner“* kreiert: „Kieselbronner Gugge-Gaiße“. Letztlich war es Roland Frei, Gründungsmitglied und langjähriger Vorstand, der als Namensgeber des Vereins in die Geschichte einging.
Wie es der Zufall wollte, war Uwe Weber Teil der lustigen Gesellschaft in der Skihütte. Mit ihm als Gründungsmitglied hatte der neue Verein einen erfahrenen Musiker und Dirigenten an Bord, der schon damals auf eine über 10-jährige Vergangenheit beim örtlichen Musikverein zurück blicken konnte. Bis heute arrangiert er sämtliche Titel der Kieselbronner Gugge-Gaiße mit Herzblut und hat nicht zuletzt dadurch den musikalischen Stil der Truppe geprägt.
Am selben Tag auf der Skihütte wurde noch die Gründungsurkunde unterzeichnet und eine erste konstitutive Verwaltung gewählt.
Wieder zu Hause angelangt zeigten die Gründungsmitglieder großes Engagement und machten über Anzeigen im örtlichen Gemeindeblatt und der Pforzheimer Zeitung auf den neuen Verein aufmerksam, um kräftig die Werbetrommel für die Gruppe zu rühren.
Nachdem einige Monate geprobt wurde, stand der erste öffentliche Auftritt bei der alljährlichen Faschingsveranstaltung des örtlichen Turnvereins an. Mit Spannung wurde im Ort auf den Termin hingefiebert, da man sich unter einer kieselbronner Guggenmusik noch so gar nichts vorstellen konnte.
Ein Kostüm war zu dieser Zeit geistig noch in weiter Ferne, da für (fast) alle Beteiligten die Musik im Vordergrund stand. Rolf Teichmann war es schließlich, der diesen Punkt aufgriff und die These vertrat, dass ein Auftritt ohne Kostüm „undenkbar“ sei. Er übernahm die komplette Organisation für dieses Projekt und stellte sicher, dass vom Schnittmuster über Stoff bis hin zu gemeinsamen Nähwochenenden alle Räder so ineinander griffen, dass das Kostüm in 100% Eigenarbeit zum ersten Auftritt fertiggestellt war.
Als dann schließlich der erste Umzug anstand, musste man sich auch Gedanken über einen Schlachtruf machen. Nachdem die Verantwortlichen schon lange Zeit über einen geeigneten Schlachtruf zu Rate saßen, war es dann Tobias Mezger (ebenfalls Gründungsmitglied), der die zündende Idee hatte: „Gugg die Gaiß – Mäck Mäck“ war einstimmig als Schlachtruf der Truppe akzeptiert worden und hat bis heute Bestand.
Der neue Verein, der zu Beginn im Ort von vielen ein wenig belächelt wurde hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem respektablen Bestandteil der kieselbronner Vereinslandschaft entwickelt, der 10 Jahre nach der Gründung stolz auf über 40 aktive Musiker sein kann.
Vorstände der Kieselbronner Gugge-Gaiße:
2003 – 2008 | Hartmut Korn | |
2008 – 2016 | Roland Frei | |
2016 – 2022 | Hartmut Seifried | |
2022 – | Matthias Jung |
*Wie die Kieselbronner zu ihrem Unnamen kamen
Die kleine Gemeinde Kieselbronn hatte schon sehr früh ein eigenes Kirchlein. Darauf waren die Kieselbronner sehr stolz. Doch nach vielen Jahren führten einige Kirchgänger Klage darüber, dass bei starkem Regen die Dachrinne überlaufe, so dass mancher Kirchgänger ganz durchnässt in die Kirche kam. Einige kluge Bürger fanden auch den Grund für dieses Übel heraus: In der Dachrinne war Gras gewachsen, so dass sie nicht mehr so viel Wasser fassen konnte wie früher. Da musste dringend Abhilfe geschaffen werden. Aber niemand traute sich auf das Kirchendach zu steigen. Der Kirchengemeinderat beriet lange, bis einer auf den Gedanken kam, das Gras von einer Ziege abweiden zu lassen. Nach langem Hin und Her erklärte sich der Bürgermeister bereit, seine Ziege dafür zur Verfügung zu stellen. Das Problem, wie man das Tier auf das Dach bringen könnte, wurde auch gelöst. Man wollte die Ziege mit einem Strick auf das Kirchendach ziehen. Fast das ganze Dorf war versammelt, als man das Vorhaben anpackte. Man band der Ziege einen langen Strick um den Hals und warf das andere Ende über das Kirchendach. Dann begannen einige kräftige Männer daran zu ziehen. Als die Ziege fast oben war, hängte sie die Zunge heraus. Da brüllte einer: „Zieht schnell weiter! Sie hat großen Appetit auf das Gras. Man sieht es an der heraushängenden Zunge.“ Als sie endlich oben war, wollte sie überhaupt nichts fressen. Man ließ sie langsam wieder herunter. Da stellte man mit Entsetzen fest, dass sie tot war. Die Kieselbronner machten sich jedoch keinerlei Gedanken über ihre Dummheit, sondern nahmen den Tod der Ziege zum Anlass kräftig zu feiern, wobei die Ziege verspeist wurde. Den Bewohnern der Nachbargemeinden blieb jedoch nicht verborgen, was sich die Kieselbronner mit ihrer Geiß geleistet hatten. Die Geschichte wurde weiter erzählt. Und seit jenen Tagen nennt man die Kieselbronner „Geißenschinder“.